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Fiskalpolitik einfach erklärt: was prozyklisch & antizyklisch bedeuten

Fiskalpolitik: Definition

Die Fiskalpolitik umfasst alle staatlichen Maßnahmen zur Beeinflussung der Wirtschaft eines Landes durch Anpassung von Einnahmen und Ausgaben des Staates.

Ziel ist es, die Konjunktur zu stabilisieren und ein nachhaltiges Wachstum der Gesamtwirtschaft zu fördern.

Die fiskalpolitischen Maßnahmen sind damit ein fundamentaler Baustein der Finanzpolitik sowie der Wirtschaftspolitik.

Ziele und Instrumente der Fiskalpolitik

  • Ziele der Fiskalpolitik:
    • Stabilisierung der Konjunktur
    • Sicherung der Beschäftigung im Land
    • Niedrige Inflation
  • Instrumente der Fiskalpolitik:
    • Anpassung von Steuersätzen
    • Variation der Staatsausgaben
    • Einsatz von Sozialleistungen und öffentlichen Aufträgen

In Krisenzeiten fokussiert sich die Fiskalpolitik darauf, durch eine Erhöhung der Staatsausgaben und eine Senkung der Steuern, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu steigern.

Umgekehrt werden in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs die Ausgaben reduziert und Steuern erhöht, um Überschüsse im Haushalt zu erzielen und die Konjunktur nicht zu überhitzen.

Die Finanzpolitik und Wirtschaftspolitik kennt dabei eine Vielzahl an spezifischen Arten von Fiskalpolitik. Auf fünf davon werden wir im Folgenden kurz genauer eingehen, und zwar:

  • antizyklisch (diskretionär)
  • prozyklisch
  • kontraktiv
  • restriktiv
  • expansiv

Abschließend werden wir die angebotsorientierte Fiskalpolitik der nachfrageorientierten gegenüberstellen.

Antizyklische (als Teil der diskretionären) Fiskalpolitik

Die antizyklische Fiskalpolitik, ein wesentlicher Bestandteil der diskretionären Fiskalpolitik, ermöglicht es dem Staat, flexibel und gezielt auf die jeweilige Konjunkturphase zu reagieren.

Maßnahmen der antizyklischen Fiskalpolitik

  • Maßnahmen in der Rezession:
    • Erhöhung der Staatsausgaben
    • Senkung der Steuern
  • Maßnahmen im Aufschwung:
    • Kürzung der Staatsausgaben
    • Steuererhöhungen

Durch eine Erhöhung der Staatsausgaben und eine Senkung der Steuern in Rezessionsphasen fördert der Staat die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, während er in Phasen des Aufschwungs durch Kürzungen der Ausgaben und Erhöhungen der Steuern die Nachfrage drosselt.

Die Herausforderung der antizyklischen Fiskalpolitik liegt in der rechtzeitigen und angemessenen Reaktion auf die Konjunkturschwankungen, um die Wirtschaft effektiv zu steuern und gleichzeitig die Staatsschulden im Blick zu behalten.

Dieses Vorgehen basiert auf der keynesianischen Theorie, dass die staatlichen Eingriffe in den Haushalt die Wirtschaft stabilisieren können.

Prozyklische Fiskalpolitik

Im Gegensatz zur antizyklischen Fiskalpolitik, die darauf abzielt, konjunkturelle Schwankungen auszugleichen, verstärkt die prozyklische Fiskalpolitik die bestehenden Konjunkturschwankungen.

Maßnahmen der antizyklischen Fiskalpolitik

  • In Boomphasen:
    • Erhöhung der Staatsausgaben
    • Senkung der Steuern
  • In Krisenzeiten:
    • Kürzung der Staatsausgaben
    • Erhöhung der Steuern

Durch eine Erhöhung der Staatsausgaben und eine Senkung der Steuern in Boomphasen treibt der Staat die Konjunktur weiter an, während in Zeiten der Krise durch eine Kürzung der Ausgaben und Erhöhung der Steuern der Abschwung vertieft wird.

Dies kann insbesondere in kleinen und offenen Volkswirtschaften beobachtet werden, in denen die Fiskalpolitik stark von den globalen Wirtschaftszyklen und Einnahmen aus Rohstoffexporten abhängt.

Die prozyklische Fiskalpolitik kann zu erhöhten Staatsschulden führen, da in guten Zeiten die Möglichkeit zur Schuldenreduktion nicht genutzt wird.

Um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in einer Krise nicht weiter zu dämpfen, ist ein Umdenken hin zu einer antizyklischen Fiskalpolitik erforderlich.

Kontraktive Fiskalpolitik

Die kontraktive Fiskalpolitik zielt darauf ab, durch eine Verringerung der Staatsausgaben und eine Erhöhung der Steuern, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu dämpfen und so eine Überhitzung der Wirtschaft und steigende Inflation zu verhindern.

Diese Politik wird häufig in Zeiten der Hochkonjunktur eingesetzt, um die Konjunktur zu stabilisieren und das Wachstum der Gesamtwirtschaft auf einem nachhaltigen Niveau zu halten.

Durch die Reduzierung der Staatsausgaben und die Erhöhung der Einnahmen durch Steuern strebt der Staat danach, Haushaltsüberschüsse zu erzielen und die Staatsschulden zu reduzieren.

Diese Überschüsse können dann genutzt werden, um in Zeiten der Krise durch expansive Maßnahmen die Wirtschaft anzukurbeln.

Restriktive Fiskalpolitik

Die restriktive Fiskalpolitik, die eine Form der kontraktiven Fiskalpolitik darstellt, beinhaltet eine strategische Senkung der Staatsausgaben und eine Erhöhung der Steuern, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage während einer Boomphase zu senken.

Ziel ist es, ein stabiles Wachstum der Wirtschaft zu erreichen und die Inflation zu kontrollieren.

Durch die Senkung der Ausgaben und die Erhöhung der Einnahmen des Haushalts werden Ressourcen geschont und die Grundlage für zukünftiges Wachstum gelegt.

Die Herausforderung der restriktiven Fiskalpolitik liegt in der Balance zwischen der Dämpfung der Konjunktur und der Aufrechterhaltung eines gesunden Wirtschaftswachstums.

Expansive Fiskalpolitik

Die expansive Fiskalpolitik ist besonders in Zeiten wirtschaftlicher Krisen von Bedeutung, da der Staat durch eine Erhöhung der Ausgaben und eine Senkung der Steuern gezielt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stimuliert.

Ziel ist es, durch staatliche Investitionen und Steuererleichterungen die Konjunktur zu beleben und die Wirtschaft aus der Krise zu führen.

Die expansive Fiskalpolitik basiert auf der Annahme, dass eine erhöhte Nachfrage zu mehr Investitionen, höherer Beschäftigung und letztlich zu einem Wachstum der Gesamtwirtschaft führt.

Die Herausforderung besteht darin, die Maßnahmen so zu gestalten, dass sie effektiv die Nachfrage steigern, ohne langfristig zu einer unkontrollierbaren Erhöhung der Staatsschulden zu führen.

Angebotsorientierte oder nachfrageorientierte Fiskalpolitik?

Die Debatte zwischen der angebotsorientierten und der nachfrageorientierten Fiskalpolitik dreht sich um die Frage, welcher Ansatz effektiver ist, um die Wirtschaft eines Landes zu stabilisieren und langfristiges Wachstum zu fördern.

Während die nachfrageorientierte Fiskalpolitik durch staatliche Eingriffe die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigern will, setzt die angebotsorientierte Fiskalpolitik auf die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Unternehmen und die Förderung von Investitionen.

Beide Ansätze haben das Ziel, die Konjunktur zu stabilisieren und die Wirtschaft zu stärken, unterscheiden sich jedoch in ihren Methoden und in der Betonung der Rolle des Staates in der Wirtschaft.

Die Entscheidung für eine der beiden Strategien hängt von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen, der politischen Ausrichtung und den langfristigen Zielen eines Landes ab.