Bilanzkennzahlen – alle einfach erklärt

Bilanzkennzahlen
Inhaltsverzeichnis

Bilanzkennzahlen sind das geheime Werkzeug jeder erfolgreichen Finanzanalyse. Warum? Sie bieten tiefe Einblicke in die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens und ermöglichen fundierte Entscheidungen. Doch welche Bilanzkennzahlen gibt es überhaupt, wie werden sie berechnet und warum sind sie so entscheidend für Unternehmer und Investoren? In diesem Artikel erhalten Sie einen umfassenden Einblick in die Arten, Berechnung und Bedeutung von Bilanzkennzahlen – für Unternehmer, Anleger und Geschäftspartner.

Bilanzkennzahlen – eine Übersicht

Definition: Kennzahlen zur Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Unternehmens

Bedeutung: Einschätzung der wirtschaftlichen Lage von Unternehmen

Notwendigkeit: Einzelne Posten der Bilanz sind nicht aussagefähig, sondern müssen ins Verhältnis gesetzt werden

Arten: Vertikale & horizontale Bilanzkennzahlen

Kapitalstruktur: Eigenkapitalquote, Fremdkapitalquote, Verschuldungsgrad

Vermögensstruktur: Konstitution, Anlagenintensität, Umlaufintensität

Horizontale Bilanzkennzahlen: Deckungsgrade, Liquiditätsgrade, Working Capital

Praxis: Grundlage für Handlungsempfehlungen und finanzielle Entscheidungen

Was sind Bilanzkennzahlen?

Bilanzkennzahlen sind unverzichtbare Werkzeuge im Geschäftsbetrieb. Sie bieten eine detaillierte Analyse der finanziellen Lage eines Unternehmens, basierend auf Daten aus der Bilanz. Durch die Bilanzanalyse im Zuge der Auswertung dieser Kennzahlen lässt sich sowohl die wirtschaftliche Stabilität als auch die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Unternehmens beurteilen. In der Praxis ermöglichen Bilanzkennzahlen eine präzise Bewertung der Kapitalstruktur und Liquidität, was für die strategische Planung entscheidend ist.

Welche Arten von Bilanzkennzahlen gibt es?

Bilanzkennzahlen lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen:

  1. vertikale Kennzahlen
  2. horizontale Kennzahlen

Diese Unterscheidung ist entscheidend, da sie verschiedene Aspekte der finanziellen Analyse eines Unternehmens beleuchtet.

Vertikale BilanzkennzahlenHorizontale Bilanzkennzahlen
EigenkapitalquoteLiquiditätsgrade
FremdkapitalquoteDeckungsgrade
VerschuldungsgradWorking Capital
Anlagenintensität
Umlaufintensität
Übersicht der Bilanzkennzahlen

Vertikale Kennzahlen helfen bei der Beurteilung der finanziellen Stabilität und Unabhängigkeit, während horizontale Kennzahlen Einblicke in die kurzfristige Finanzlage und Effizienz bieten. Beide Arten sind unerlässlich für eine umfassende Bilanzanalyse und strategische Planung.

Vertikale Bilanzkennzahlen

Vertikale Bilanzkennzahlen analysieren die Struktur des Kapitals und der Vermögenswerte eines Unternehmens. Sie geben Auskunft darüber, wie das Unternehmen finanziert ist und wie stabil seine finanzielle Basis ist.

Ein prominentes Beispiel ist die Eigenkapitalquote, die das Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtkapital misst. Diese Kennzahl ist entscheidend, um die finanzielle Unabhängigkeit und Stabilität eines Unternehmens zu bewerten.

Eine weitere wichtige vertikale Kennzahl ist die Fremdkapitalquote, die den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital aufzeigt und somit Hinweise auf die Abhängigkeit von externer Finanzierung gibt.

Vertikale Bilanzkennzahlen können noch einmal weiter unterteilt werden – und zwar danach, ob die Kapitalstruktur oder die Vermögenstruktur analysiert wird.

KapitelstrukturVermögensstruktur
EigenkapitalquoteAnlagenintensität
FremdkapitalquoteUmlaufintensität
Verschuldungsgrad
Bilanzkennzahlen – unterteilt für die Analyse der Kapitalstruktur und die Analyse der Vermögensstruktur

Auf vertikaler Ebene ist demnach die Analyse der Kapitalstruktur auf der Passivseite und die Analyse der Vermögensstruktur auf der Aktivseite möglich.

Horizontale Bilanzkennzahlen

Horizontale Bilanzkennzahlen fokussieren sich auf die Liquidität und das Working Capital eines Unternehmens. Diese Kennzahlen sind entscheidend, um die Fähigkeit des Unternehmens zu bewerten, seinen kurzfristigen Verpflichtungen nachzukommen.

Ein Beispiel hierfür ist der Liquiditätsgrad, der in verschiedenen Stufen existiert, um unterschiedliche Aspekte der Zahlungsfähigkeit zu beleuchten.

Darüber hinaus ist das Working Capital eine essenzielle horizontale Kennzahl, die die Differenz zwischen den kurzfristigen Vermögenswerten und den kurzfristigen Verbindlichkeiten misst. Sie gibt Aufschluss über das finanzielle Risiko und die operative Effizienz eines Unternehmens.

Arten von Bilanzkennzahlen
Infografik: Arten von Bilanzkennzahlen

Vertikale Bilanzkennzahlen zur Analyse der Kapitalstruktur berechnen

Um die Kapitalstruktur eines Unternehmens zu analysieren, müssen die folgenden vertikalen Bilanzkennzahlen berechnet werden:

  • Eigenkapitalquote
  • Fremdkapitalquote
  • Verschuldungsgrad

Eigenkapitalquote – Formel und Richtwert

Die Eigenkapitalquote gibt an, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist.

Formel der Eigenkapitalquote

Eigenkapitalquote (in %) = (Eigenkapital / Gesamtkapital) * 100

Richtwert: Je höher die Eigenkapitalquote ist, umso höher ist die finanzielle Stabilität. Das Unternehmen ist dann unabhängiger gegenüber Fremdkapitalgebern.

Fremdkapitalquote – Formel und Bedeutung

Analog zur Eigenkapitalquote gibt die Fremdkapitalquote das prozentuale Verhältnis zwischen Fremdkapital und dem Gesamtkapital, d. h. der Bilanzsumme an. Beide Kennzahlen geben Auskunft über die Kapitalstruktur eines Unternehmens.

Formel der Fremdkapitalquote

Fremdkapitalquote (in %) = (Fremdkapital / Gesamtkapital) * 100

Innerhalb des Unternehmens benötigt man die Fremdkapitalquote als Grundlage für Finanzierungsentscheidungen. Externe Dritte messen an der Höhe der Fremdkapitalquote die Kreditwürdigkeit des Unternehmens.

Verschuldungsgrad – Formel und maximale Höhe

Der Verschuldungsgrad setzt Eigen- und Fremdkapital in Verhältnis zueinander. Je höher der Anteil des Fremdkapitals ist, desto stärker ist ein Unternehmen an Geldgeber von außerhalb gebunden. Das wirkt sich nachteilig auf die Flexibilität aus.

Formel vom Verschuldungsgrad

Verschuldungsgrad (in %) = (Fremdkapital / Eigenkapital) * 100

Eine grobe Regel aus der Praxis besagt, dass der Verschuldungsgrad nicht höher als 2:1 sein sollte. Wenn das Fremdkapital das Doppelte des Eigenkapitals beträgt, gilt die Finanzierungsstruktur des Unternehmens als ungesund.

Vertikale Bilanzkennzahlen zur Analyse der Vermögensstruktur berechnen

Neben der Analyse der Kapitalstruktur, kann man mit den vertikalen Bilanzkennzahlen die Vermögensstruktur analysieren. Die Anlagenintensität und die Umlaufintensität gehören zu den vertikalen Bilanzkennzahlen.

Berechnung der Anlagenintensität

Hierbei wird der Anteil des Anlagevermögens mit dem Gesamtvermögen in Verhältnis gesetzt. Je geringer das Anlagevermögen ist, desto liquider ist das betreffende Unternehmen.

Formel der Anlagenintensität

Anlagenintensität (in %) = (Anlagevermögen / Gesamtvermögen) * 100

Da das Anlagevermögen langfristig gebundenes Kapital darstellt, beinhaltet eine hohe Anlagenintensität ein höheres Risiko. Hiermit sinkt die Flexibilität des Unternehmens.

Berechnung der Umlaufintensität

Die Umlaufintensität steht für den Anteil des Umlaufvermögens am Gesamtvermögen des Unternehmens.

Formel Umlaufintensität

Umlaufintensität (in %) = (Umlaufvermögen / Gesamtkapital) *100

Auch sie gibt Aufschluss über die Finanzlage. Bei einem hohen Anteil des Umlaufvermögens geht man von zu hohen Lagerbeständen aus. Ein Unternehmen kann bei einer hohen Umlaufintensität schneller auf konjunkturelle Veränderungen und ähnliches reagieren.

Horizontale Bilanzkennzahlen berechnen

Bei horizontalen Bilanzkennzahlen sieht man sich das Verhältnis zwischen einzelnen Aktiv- und Passivposten der Bilanz an. Bei der Bilanzanalyse mithilfe der horizontalen Bilanzkennzahlen können Aussagen über die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens gemacht werden. Daher spricht man bei den horizontalen Kennzahlen von der Liquiditätsanalyse.

Deckungsgrade I & II: Berechnung & Unterschied

Der Deckungsgrad 1. Grades zeigt an, inwieweit das Anlagevermögen durch das Eigenkapital gedeckt ist.

Formel Deckungsgrad 1. Grades

Deckungsgrad I (in %) = (Eigenkapital / Anlagevermögen) * 100

Der Gedanke dahinter ist, dass langfristiges Vermögen langfristig finanziert sein sollte. Ein Deckungsgrad zwischen 70 % und 100 % wird als optimal angesehen.

Wenn zum Eigenkapital das langfristige Fremdkapital hinzugerechnet wird, erhält man den Deckungsgrad 2. Grades.

Formel Deckungsgrad 2. Grades

Deckungsgrad II (in %) = [(Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / Anlagevermögen] * 100

Der Deckungsgrad 2. Grades sollte idealerweise zwischen 110 % und 150 % liegen.

Je weiter ein Deckungsbeitrag über 100 % liegt, umso stabiler ist die finanzielle Lage des Unternehmens. Denn mit dem Anteil der langfristig finanziertem Umlaufvermögen steigt die finanzielle Stabilität.

Deckungsgrade bei Bilanzkennzahlen

Berechnung & Unterscheidung der Liquiditätsgrade I, II & III

Die Deckungsgrade sind gute Bilanzkennzahlen, um die langfristige Finanzierung eines Unternehmens zu analysieren. Dagegen eignen sich die Liquiditätsgrade, um Rückschlüsse auf die kurzfristige Finanzierung zu schließen. In der Praxis werden hierzu drei verschiedene Grade von Liquidität verwendet.

Die drei Liquiditätsgrade in der Übersicht:

  • Die Liquidität ersten Grades stellt das Verhältnis flüssiger Mittel zu kurzfristigem Fremdkapital dar.
  • Die Liquidität zweiten Grades zeigt das Verhältnis zwischen flüssigen Mitteln und Forderungen und dem kurzfristigen Fremdkapital.
  • Die Liquidität dritten Grades beschreibt das Verhältnis zwischen dem Umlaufvermögen und dem kurz- und mittelfristigen Fremdkapital.
Grad der LiquiditätBerechnungInterpretationNormaler Richtwert
Liquidität 1. Grades (in %)= (flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten) * 100 %Dient der Bewertung der Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens.Eine 100 %-ige Deckung würde bedeuten, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten (Bargeld oder Kasse) durch die flüssigen Mittel beglichen werden können.10 – 30 %
Liquidität 2. Grades (in %)= (monetäres Umlaufvermögen / kurzfristiges Fremdkapital) * 100 %Das monetäre Umlaufvermögen beinhaltet neben den flüssigen Mitteln noch das sonstige Umlaufvermögen. Das sind alle leicht liquidierbaren Vermögenswerte des Unternehmens.> 100 %Die Liquidität 2. Grades sollte über 100 % liegen, damit das kurzfristige Vermögen mindestens das kurzfristige Kapital deckt. Ansonsten gilt die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens als gefährdet.
Liquidität 3. Grades (in %)= (Umlaufvermögen / kurzfristiges Fremdkapital) * 100 %Die Berechnung wird erweitert, das komplette bilanzierte Umlaufvermögen wird berücksichtigt.= 120 %Bei einem Wert < 100 % wäre das langfristige Anlagevermögen kurzfristig finanziert worden.

Anzumerken ist, dass die angegeben Richtwerte keine anerkannten Optimalwerte sind. Diese gelten vielmehr in der Praxis als „normal”.

Working Capital – Formel und Erklärung

Die Differenz aus Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten ergibt das Working Capital:

Formel vom Working Capital

Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten

Die kurzfristigen Verbindlichkeiten setzen sich verschiedenen Posten der Bilanz zusammen.

Bilanzposten für kurzfristige Verbindlichkeiten:

  • Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit bis zu einem Jahr
  • Steuerrückstellungen
  • Sonstige Rückstellungen
  • Passiver Rechnungsabgrenzungsposten

Das Working Capital sollte positiv sein. Dann kann ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital finanziert werden. Je höher das Working Capital ist, desto sicherer ist die Liquidität des Unternehmens.

Interpretation von Bilanzkennzahlen

Für eine Beurteilung der Unternehmenskennzahlen muss ein Maßstab vorliegen, mit dem die Bilanzkennzahlen verglichen werden können. Dafür gibt es 3 verschiedene Möglichkeiten:

  1. Die Vorjahresvergleiche: Vergleiche mit den vergangenen Jahren.
  2. Soll-Ist-Vergleiche: Vergleiche mit Soll-, Budget- und Planwerten.
  3. Branchenvergleiche: Vergleiche mit anderen Unternehmen derselben Branche.

Beispiel: Nehmen wir an, ein Automobilhersteller stellt fest, dass sein Umsatz im Geschäftsjahr 2024 5% betragen hat. Diese Bilanzkennzahl sagt uns ohne einen Maßstab nicht besonders viel. Wenn man aber weiß, dass der Umsatz im vorherigen Jahr, also 2023, 6% betragen hat, der Planumsatz bei 7% lag und ähnliche Unternehmen derselben Branche einen Umsatz von 9% erwirtschaftet haben, wird klar, dass der Automobilhersteller im Vergleich einen schlechten Umsatz erzielt hat.

Bedeutung: Warum sind Bilanzkennzahlen wichtig?

Bilanzkennzahlen sind zudem notwendig, da einzelne Bilanzposten in der Regel nicht aussagekräftig sind. Interessanter wird es, wenn man Posten der Bilanz in ein Verhältnis zueinander setzt. Bei der Anlagenquote stellen sich Frage wie „Welchen Anteil hat das Anlagevermögen am Gesamtvermögen?„ Die Ergebnisse liefern Erkenntnisse über die Finanzierung, Flexibilität und Bonität eines Unternehmens.

Zusammenfassend dienen Bilanzkennzahlen den folgenden Zwecken:

  • Interne Entscheidungsfindung: Unterstützung bei strategischen Geschäftsentscheidungen.
  • Kreditwürdigkeitsprüfung: Bewertung der finanziellen Stabilität durch Banken.
  • Kommunikation mit Interessengruppen: Bereitstellung klarer Informationen für Investoren.
  • Wirtschaftliche Leistungsbewertung: Identifizierung von Stärken und Schwächen.
  • Vergleich mit Branchenstandards: Überprüfung der Wettbewerbsfähigkeit.

Ein fundiertes Verständnis von Bilanzkennzahlen ist entscheidend für eine effektive Finanzanalyse. Sie ermöglichen es Unternehmen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Chancen zu nutzen. Dadurch tragen sie wesentlich zum nachhaltigen Geschäftserfolg bei.

Adressaten: Für wen sind Bilanzkennzahlen relevant?

Bilanzkennzahlen dienen als Hilfestellung bei einer Unternehmensanalyse. Hierdurch lässt sich die aktuelle und künftige wirtschaftliche Lage ableiten. Zum einen interessiert sich die eigene Geschäftsführung für diese Werte, lässt sich doch anhand von ihnen der Managementerfolg messbar und vergleichbar mit anderen Unternehmen machen. Die Geschäftsführung kann Schwachstellen identifizieren und entsprechend gegensteuern.

Bilanzkennzahlen sind jedoch nicht nur für das interne Management wichtig, sondern auch für externe Interessengruppen wie Investoren und Banken.

Banken haben ein Interesse an den Bilanzkennzahlen. Diese erlauben ebenfalls Rückschlüsse auf die Rückzahlungsfähigkeit von Krediten oder deren erstmalige Bewilligung. Schließlich leihen Banken nur solchen Unternehmen Gelder, bei denen die Rückzahlung nahezu komplett gewährleistet ist.

Auch für private Anleger spielen die Bilanzkennzahlen eines Unternehmens eine wichtige Rolle. Der Blick auf die wirtschaftliche Situation und eventuelle künftige Entwicklungen von Unternehmen gibt einen rationalen Grund für ein Investment.

Auch Lieferanten interessieren sich für die Bilanzen und die Kennzahlen. Angenommen, ein Zulieferer für Autoteile möchte einen großen Konzern beliefern. Da Lieferungen bei längerer Geschäftsbeziehung nicht per Vorkasse, sondern auf Rechnung bezahlt werden, ist die Liquidität des Abnehmers von großer Bedeutung. Muss dieser Insolvenz anmelden, weil er zu wenig Gewinn gemacht, fällt das auf die ausstehenden Rechnungen des Lieferanten zurück.

Empfänger der Bilanzanalyse
Infografik: Empfänger der Bilanzanalyse

Risiken bei der Analyse von Bilanzkennzahlen

Bilanzkennzahlen bieten klare Einblicke in die finanzielle Lage eines Unternehmens und ermöglichen es, finanzielle Stärken und Schwächen präzise zu identifizieren. Doch trotz ihrer Aussagekraft haben Bilanzkennzahlen auch Grenzen. Eine übermäßige Abhängigkeit von diesen Zahlen kann zu Fehlinterpretationen führen. Sie bieten nur eine Momentaufnahme und berücksichtigen nicht immer den umfassenden wirtschaftlichen Kontext.

Zudem besteht die Gefahr, dass wichtige qualitative Faktoren, die nicht in den Zahlen widergespiegelt werden, übersehen werden. Daher ist es wichtig, Bilanzkennzahlen nicht isoliert zu betrachten, sondern im Zusammenhang mit anderen finanziellen und operativen Informationen. Einzelne Bilanzkennzahlen sind in der Regel nur wenig aussagekräftig. Interessant wird es erst, sobald man sie mit anderen Unternehmen, Vorjahren oder Planwerten vergleicht. Die Bilanzkennzahlen setzen Posten der Bilanz in ein Verhältnis zueinander und erhalten dadurch ihre Aussagekraft.

Wie nutzt man Bilanzkennzahlen in der Praxis?

Die praktische Anwendung von Bilanzkennzahlen ist entscheidend für den Erfolg in realen Geschäftsszenarien. Sie dienen als Werkzeuge, um die Effizienz von Maßnahmen wie Kostenreduktion oder Liquiditätsmanagement zu bewerten. Durch die regelmäßige Nutzung dieser Kennzahlen können Unternehmen kontinuierliche Verbesserungen im Management erzielen.

  • Kostenreduktion: Ein mittelständisches Unternehmen analysierte seine Kostenstruktur mithilfe der Eigenkapitalrendite. Durch die Identifizierung ineffizienter Prozesse konnte es Maßnahmen zur Kostenoptimierung einleiten, was zu einer Steigerung der Rentabilität um 15 % führte.
  • Investitionsentscheidungen: Ein großes Industrieunternehmen nutzte die Fremdkapitalquote, um seine Abhängigkeit von externen Finanzierungen zu evaluieren. Basierend auf diesen Erkenntnissen entschied es sich für eine Eigenkapitalfinanzierung neuer Projekte, was langfristig die finanzielle Stabilität stärkte.
  • Verbesserung der Kreditwürdigkeit: Ein Start-up setzte auf Liquiditätskennzahlen, um seine kurzfristigen Verpflichtungen besser zu managen. Durch die Optimierung der Liquiditätsgrade konnte es seine Kreditwürdigkeit erhöhen, was zu günstigeren Konditionen bei der Kreditaufnahme führte.

Best Practices für die Integration dieser Kennzahlen in den täglichen Geschäftsbetrieb beinhalten die regelmäßige Überprüfung und Anpassung der Finanzkennzahlen an aktuelle Marktbedingungen. Es ist wichtig, die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen in die strategische Planung einzubeziehen und dabei sowohl interne als auch externe Einflüsse zu berücksichtigen. So können Unternehmen nicht nur kurzfristige Herausforderungen bewältigen, sondern auch langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.