Gazprom-Aktie

Die russische PAO Gazprom ist der größte Förderer und Lieferant von Erdgas weltweit. Der Staatskonzern besitzt rund 1/6 aller gewinnbarer Gas-Reserven der Welt. 30% der jährlichen Förderung geht an Staaten, die nicht auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion liegen. Größter Abnehmer ist Deutschland mit einem jährlichen Volumen von rund 35 Milliarden Kubikmeter.
11 min | Stand 30.12.2021
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Gazprom: Das Unternehmen erklärt

Der Name Gazprom ist eine Kurzform des russischen Begriffs für die Gasindustrie, „газовая промышленность” („gasowaja promyschlennost”). Mit einer Marktkapitalisierung von 110 Milliarden US-Dollar und 456.000 Arbeitnehmern gehört es zu eines der größten Unternehmen Europas. Nach den Streitkräften ist es der größte Arbeitgeber in Russland. Der russische Staat hält 50% aller Anteile am Unternehmen.

Im Jahr 2014 hat Gazprom 444,4 Milliarden Kubikmeter Gas produziert. Da das Unternehmen das russische Pipeline-Netz für Erdgas kontrolliert, hat es faktisch ein Monopol für dessen Export. Im Jahr 2017 stand das Unternehmen auf der Liste der „Forbes Global 2000” auf Platz 40 der weltweit größten Unternehmen.

Die Exporte ins Ausland sind teurer als der Inlandsverkauf. Um die Wohlfahrt der eigenen Gesellschaft zu maximieren, werden im Inland niedrigere Gaspreise verlangt. Das ist der Grund, warum Gazprom zwei Drittel seines Gases im Inland verkauft, dies aber nur ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmacht.

Gazprom: Aktie und Dividendenpolitik

In den letzten 12 Monaten (Stand Juni 2019) ist die Aktie von Gazprom um 59% gestiegen. Auf diesen Anstieg haben die Aktionäre ein paar Jahre warten müssen. Als Aktionär bei Gazprom ist man nämlich Kummer gewohnt. Doch gute Nachrichten lassen seit Anfang des Jahres den Kurs weiter ansteigen. Es hat sich regelrecht ein Hype um die Aktie gebildet.

Seit 2001 ist Alexej Miller CEO des weltweit größten Gaskonzerns. Er hat in den Augen der Aktionäre viele Fehler gemacht, die sie ihm nicht verzeihen. So hat das Gerücht, er würde seinen Posten abgeben, zu einem Anstieg des Aktienkurses um 17% innerhalb von drei Stunden geführt. Bisher hat sich das Gerücht jedoch nicht bewahrheitet.

Einst wurde der Gazprom-Chef von Wladimir Putin persönlich ins Unternehmen geholt. Er sollte bei dem größten Steuerzahler Russlands für Ordnung sorgen. Er hat es jedoch geschafft die Anleger zu verärgern. Den Trend zum Flüssiggas hat er verschlafen und die ganzen Streitereien mit westlichen Abnehmern konnte er nicht verhindern.

Nach der Hausse im Jahr 2008 hat die Gazprom-Aktie quasi durchgeschlafen. Die Anleger mussten einen langen Atem erweisen. Im Mai 2019 stieg die Aktie plötzlich um 50%.

Neben den bereits erwähnten Gerüchten hat auch die Dividendenpolitik des Unternehmens für den Hype um die Gazprom-Aktie geführt. Für 2018 sollen 27% des Reingewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das wäre doppelt so viel, wie die Dividende 2017 einbrachte. Miller heizte anschließend weiter an: Er kündigte an, dass die Dividende in den nächsten drei Jahren auf 50% des Gewinns erhöht werden solle. Die Euphorie ist gerade nicht zu brechen.

Hinzu kommt, dass das Unternehmen sehr gute Ergebnisse für das erste Quartal 2019 vorweisen konnte. Der Überschuss ist im Vorjahresvergleich mit 535,91 Milliarden Rubel um 44% höher ausgefallen.

Gazprom und Schalke 04 – Das Arena Sponsoring

Seit 2007 ist Gazprom Hauptsponsor von Schalke 04. Entsetzt waren die Fans damals. Große Aufregungen hat es wegen Gazprom als Sponsor gegeben. Doch das hat sich schnell gelegt. Schalke und Gazprom sind für viele längst ein Synonym geworden.

Dennoch kam es zuletzt zu Diskussionen, als der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies von Schalke einen Mannschaftsbesuch im Kreml vorschlug. Er selber bezeichnet sich als Freund des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin und kann die Kritik an dem Hauptsponsor Gazprom nicht verstehen. Die Politik habe im Sport nichts verloren. Dennoch fiel der Ausflug nach Russland aus.

Offiziell äußert sich der Marketingvorstand des Fußballclubs loyal gegenüber Gazprom. Man gehe auf Distanz zu politischen Themen. Aber Gazprom sei ein loyaler Partner, den man als Sportverein auch mit Loyalität belohne. Die Fans schweigen zum Thema Hauptsponsor. Man solle aufhören, einen so finanzstarken Partner zu verteufeln, verlangen einige von ihnen auf den sozialen Netzwerken.

Für Fanforscher ist das nach Analysen ein typisches Verhalten. Denn Fans werden erst dann politisch aktiv, wenn die Tradition des Vereins in Gefahr gerät oder sie selbst. Sonst nicht. Die meisten Fans haben eine positive Einstellung zu Gazprom. Dies behauptet das Unternehmen zumindest selber. Tatsächlich bestätigt der Schalker Fan-Club Verband e.V., dass sie Gazprom als guten und zuverlässigen Partner des Vereins sehen.

Kritik: Streit mit der Ukraine und Weißrussland

2005 kam es zu einem Streit zwischen dem russischen Staatskonzern Gazprom und der Ukraine. Nach dem Ablauf des Vertrages über Gaslieferungen in dem Jahr, verlangte Gazprom eine Preiserhöhung von 460%. Der Preis sollte von 50 $ auf 230 $ steigen. Der neue Preis würde damit dem Preisniveau der europäischen Abnehmer entsprechen.

Die Welthandelsorganisation (WTO) unterstützte diese Preiserhöhung, um den Wettbewerb zu stärken und ungewollte Energiepreis-Subventionen zu verhindern. Diesen drastischen Preisanstieg wollte die Ukraine nicht akzeptieren. Als Ergebnis kamen ab Januar 2006 noch weniger Gas in der Ukraine an. Auch alle Länder, deren Transfer über die Pipeline der Ukraine erfolgten, waren vom Gasmangel betroffen. Doch nach wenigen Tagen einigte man sich und Gazprom belieferte die Ukraine wie gewohnt. Der neue Preis lag bei 130 $ für 1.000 Kubikmeter Gas.

Ähnlich lief der Streit im Dezember 2006 mit Weißrussland, die statt 50 $ dann 105 $ pro 1.000 Kubikmeter zahlen sollten. An der Stelle muss man betonen, dass die ursprünglichen Preise für die Ukraine und Weißrussland im Vergleich zu den Wettbewerbspreisen auf diesem Markt zu günstig waren.

Nord Stream 2 – Kompromiss als rettendes Überdruckventil

Die Nord Stream-Pipeline (Ostseepipeline; Englisch: North European Gas Pipeline, NEGP) ist eine Unterwasser-Gasleitung zur Versorgung des europäischen Marktes mit russischem Erdgas durch die Ostsee. Seit 2011 transportiert sie russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland. Betrieben wird diese Gasleitung durch die Nord Stream AG. Gazprom hält 51% der Anteile der Nord Stream AG.

Die Nord Stream 2 bezeichnet das Projekt, mit dem zwei weitere Röhren gebaut werden sollen. 2018 wurde mit dem Bau begonnen. Mit der Nord Stream 2 sollen 55 Milliarden Kubikmeter Gas zusätzlich pro Jahr über die Ostsee in die Europäische Union geleitet werden.

Droht der Gas-Pipeline Nord Stream 2 nun das Aus? Zumindest besteht diese Gefahr, und sie ist wieder etwas bedrohlicher geworden, seit die USA erneut Sanktionen gegen Russland verhängt haben. Der Dauerstreit zwischen Russland und dem Westen, der sich seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Moskau verschärft hat, sorgt nicht nur politisch für Verunsicherung in der Welt. Auch große Infrastrukturprojekte stehen vermehrt auf dem Prüfstand.

Der Energietitel Gazprom bleibt daher spannend. Unter anderem ist das umstrittene Projekt Nord Stream 2 mit seinen Folgen von Bedeutung. Anfang des Jahres legte die Aktie erneut zu.

Konträre Interessen: Folgen und Bedeutung von Nord Stream 2 für Gazprom

Sollte die geplante Erweiterung der Ostsee-Gaspipeline in die Tat umgesetzt werden, wäre Gazprom einer der Hauptgewinner. Nicht zuletzt hat das Unternehmen über seine Projektgesellschaft kräftig investiert. Gazprom ist zuversichtlich, sogar die Rohre werden schon hergestellt.

Es geht um eine zweite Doppelleitung zur bestehenden Nordstream-Pipeline. Sie hat eine Länge von 1.224 Kilometern – vom russischen Wyborg bis nach Lubmin bei Greifswald. Von dort aus sollen über Abzweigungen auch osteuropäische Länder versorgt werden.

Doch das Projekt ist noch nicht in trockenen Tüchern. Die Folgen von Nord Stream 2 haben Bedeutung in mehrfacher Hinsicht. Im Spiel sind wirtschaftliche und politische Interessen. Zu den Hauptakteuren gehören neben Gazprom verschiedene Energieunternehmen, die EU, Deutschland sowie Polen, die baltischen Staaten und die Ukraine.

Zu den Unterstützern zählen Shell, OMV, die Öl- und Gastochter von BASF Wintershall, die von Eon abgespaltete Uniper sowie das französische Unternehmen Engie und Deutschland.

Starke Abhängigkeit von russischem Gas von Gazprom

Über die Nord Stream 2 ist schon viel diskutiert worden. Über die geplante Pipeline könnte der russische Gasriese Gazprom jedes Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU exportieren. Das wäre für beide Seiten gut: Gazprom wittert starke Geschäfte, Europa ist auf die Gasversorgung aus Russland angewiesen.

Diese Abhängigkeit wird in Zukunft noch steigen, führt man sich die hiesigen Debatten rund um alternative Fahrzeug-Antriebe oder energetisch nachhaltige Immobilien-Sanierungen an. Europa setzt auf Umweltfreundlichkeit, und da ist sauberes Gas ein gern gesehener Rohstoff.

Polen indes leistet erbitterten Widerstand. Weil die Leitung an dem Land vorbeiführt, entgehen Transitzahlungen. Ähnlich die Position der Ukraine, die ein geringeres Durchleitungsvolumen der vorhandenen Leitung befürchtet. Hinzu kommen südosteuropäische Staaten, die zuvor auf deutschen Druck hin auf das Konkurrenz-Projekt South-Stream verzichtet hatten.

Wegen der Beschwerden und Blockaden bei der EU wird das Projekt nicht im gesamteuropäischen Interesse gesehen. Der Argwohn richtet sich gerade gegen Deutschland, das als Partner russischer Erpressungsversuche gesehen wird.

Die Befürworter spielen die politische Sprengkraft herunter und betonen den rein wirtschaftlichen Aspekt: Es gehe um den Ausbau der europäischen Infrastruktur. Das Interesse der Unternehmen liegt auf der Hand. Sie sind bereits an der ersten Pipeline beteiligt, die seit Ende 2011 jährlich bis zu 55 Milliarden Kubikmeter durch die Ostsee bringt.

Rückschläge in der Planung

Eine neue, gigantische Pipeline wäre im Sinne aller Beteiligten. Und doch sind politische Bedenken im Weg. Denn durch die neuerlichen Sanktionen besteht die Gefahr, das in den kommenden Wochen und Monaten mehr dringend benötigte Partner abspringen.

Häufiger hatte das Projekt in der Planungs-Phase Rückschläge verkraften müssen. Es wurden Horror-Szenarien im Kurs der Gazprom-Aktie eingepreist. Ein jetziges Aus würde nicht nur künftige Einnahme-Potenziale verpuffen lassen, sondern getätigte Investitionen pulverisieren, die Gazprom dann abschreiben müsste.

Wettbewerb durch Trennung von Netz und Vertrieb

Die russischen Großkonzerne, die traditionell eng verknüpft sind mit dem Kreml, haben im Rest der Welt oftmals einen eher zweifelhaften Ruf. Dennoch lässt sich die Abhängigkeit des Westens und insbesondere Europas von den russischen Gaslieferanten nicht leugnen. Ebenso wenig ist die Tatsache abzustreiten, dass der weltweite Öldurst immer noch vornehmlich aus Quellen in arabischen Staaten befriedigt wird. Dort sieht die Verwobenheit zwischen Staats- und Konzernführung nicht besser aus.

Es ist ein schmaler Grat, auf dem die Politik wandelt, wenn sie mit diesen Lieferanten einerseits Geschäfte aushandeln muss und andererseits Sanktionen verhängt. Welche Auswirkungen all das auf Nord Stream 2 haben wird, bleibt abzuwarten.

Damit läuft es auf eine anzupassende EU-Richtlinie hinaus. Demnach liegt die erste Zuständigkeit für Pipelines mit Drittstaaten bei dem Land, in dem die Leitung auf das europäische Netz trifft. Weil dies bei Nord Stream 2 in der Nähe von Greifswald der Fall ist, ist Deutschland zuständig. In zweiter Reihe hat die EU-Kommission eine Kontrollmöglichkeit.

Politisch kann damit in Verhandlungen den Interessen Polens Rechnung getragen werden. Sie erzielen mit der Durchleitung von russischem Gas auf seinem Territorium Einnahmen. Auch die Ukraine befürchtet, durch Nord Stream 2 aus dem Geschäft als Transitland gedrängt zu werden.

In Sachen Wettbewerb soll auf europäischem Gebiet der übliche Grundsatz durchgesetzt werden: Netz und Vertrieb sind zu trennen. Worauf sich andere wie Eon oder RWE einlassen mussten, das soll auch für Gazprom gelten. Der Energieriese kann nicht mehr wie geplant nur eigenes, russisches Gas durch seine Pipeline leiten – zumindest nicht in Europa. Daimler oder VW können auch nicht Straßen bauen, auf denen nur Autos aus eigener Herstellung fahren dürfen.

Umso bemerkenswerter, dass Deutschland sich in einem derartigen Modell verstrickt hat. Frühere Interventionen aus Osteuropa und vor allem Polen haben dazu geführt, dass sich Unternehmen wie die BASF-Tochter Wintershall, der Eon-Ableger Uniper, die österreichische OMV, Engie aus Frankreich sowie der niederländisch-britische Konzern Shell auf die Position als Investoren zurückgezogen haben. Mit jeweils 950 Millionen Euro finanzieren sie die Hälfte des 9,5 Milliarden Euro teuren Nord Stream 2 Projekts.

Frankreichs Weg aus der riskanten Gazprom Affäre

Die Bundesregierung bezieht sich auf die Position, man könne das halbfertige Projekt nicht gefährden und habe Vertragspflichten zu erfüllen. Zudem rückte mit dem beschlossenen Kohleausstieg das Thema Energieversorgung bedrängend in den Vordergrund. Derweil musste man auch dem massiven Druck durch die USA begegnen, die eigenes Gas hierzulande verkaufen wollen.

Der vorläufige Höhepunkt waren Drohbriefe von US-Botschafter Richard Grenell an die beteiligten deutschen Unternehmen. Erst die Drohung Frankreichs, gegen die Fertigstellung von Nord Stream 2 zu stimmen, öffnete Deutschland die Tür zum Kompromiss. Moskau versuchte Bedenken bezüglich einer Abhängigkeit von russischem Gas zu zerstreuen. Doch das verstärkte lediglich den Argwohn von Ländern wie Polen gegenüber einer Komplizenschaft mit Berlin.

Mit dem gefundenen Kompromiss muss vor allem Gazprom zurückstecken. Dafür droht Nord Stream 2 nicht vorzeitig zu platzen. Die Intervention aus Paris wirkte wie ein Ventil, um den angestauten politischen Druck aus der Leitung zu nehmen.

Und unter mehr Wettbewerb werden Firmen wie Wintershall oder Uniper kaum nennenswert leiden. Die beiden verdienen schon deshalb Aufmerksamkeit, weil hier die Karten neu gemischt werden. Uniper wird vom finnischen Versorger Fortum übernommen und Wintershall hat sich mit dem Ölunternehmen Dea zusammengeschlossen. Wintershall Dea plant seinen Börsengang im Frühjahr 2020. Anlegern bieten sich damit neue Chancen.

Europa braucht mehr Gas

Die zweite Linie soll noch einmal so viel befördern. Klar ist: Europas Gasbedarf steigt und die eigene Produktion sowie die aus Nordafrika gehen zurück. Doch eine der Folgen von Nord Stream 2 wäre, dass Russland gut 80% seiner Gaslieferungen über die Ostsee laufen lassen würde. Schon jetzt liegt das Erweiterungsprojekt komplett bei Gazprom. Shell, OMV, Wintershall & Co. hatten sich wegen der Querelen zurückgezogen.

Obendrein nimmt die EU Gazprom wegen möglicher Kartellrechtsverstöße unter die Lupe. Der Verdacht: Das Unternehmen habe mit seiner Marktdominanz die Gaspreise in die Höhe getrieben. Es droht eine Strafzahlung von 10% des Gesamtumsatzes. Sollte die in Verhandlungen abgewendet werden, käme das der Finanzierung von Nord Stream 2 zugute. Die Investitionskosten liegen bei geschätzten 8 Milliarden Euro.

Gazprom schafft derweil Fakten und hat trotz fehlender Genehmigungen 4 Milliarden Euro schwere Aufträge für Rohre und Vorarbeiten vergeben. Während Brüssel eine Abhängigkeit von Russland vermeiden will und auf einen südlichen Gaskorridor setzt, hofft das Unternehmen auch auf das Ergebnis einer neuen Studie, die von den Befürwortern in Auftrag gegeben wurde.

Flüssiggas gegen russische Dominanz durch Gazprom

Demzufolge ist die Angst vor einer Abhängigkeit von Gazprom unbegründet. Mit der zunehmenden Bedeutung von verflüssigtem Erdgas (LNG) komme zusätzliche Liquidität in den Markt. Sollte Russland an der Preisschraube drehen, könne man auf Flüssiggas-Importe zurückgreifen, für die es unausgelastete Anlandekapazitäten gebe. Zudem stehe Nord Stream 2 über den Verteiler Deutschland auch anderen Lieferanten zur Verfügung.

Offiziell ist der Ausgang offen. Faktisch aber spricht vieles für eine Realisierung von Nord Stream 2. Die Aktien der Unterstützer dürften davon profitieren. Gazprom hat vor Jahreswechsel 50% der Anteile an der Projektgesellschaft mit Sitz in der Schweiz übernommen. Die gehörte bislang komplett der Tochter Gazprom Gerosgaz Holdings in den Niederlanden.

Aussicht: Gazprom und die Europäische Union

Das Monopol von Gazprom und die Abhängigkeit der westlichen Staaten vom Unternehmen ist Dauerthema.

Kritiker behaupten, dass Gazprom beabsichtige, durch Umgehen von Zwischenhändlern den Endverbraucher in Europa direkt mit Gas zu versorgen. Durch den Erwerb von lokalen Gasversorgern, beispielsweise in Deutschland, würden die westlichen Energieunternehmen entmachtet werden. Dann könnte Gazprom jeden Preis verlangen, den das Unternehmen wünscht. Das Preisniveau würde dann diktiert werden.

Das russische Gasunternehmen würde planen mit den Ländern Iran, Katar, Venezuela und Algerien eine Organisation zu gründen, welche die westliche Welt schwächen wolle. Tatsächlich wäre in einem solchen Fall der europäische Energiesektor abhängig von Moskau.

Die Expansionspläne von Gazprom in Deutschland stoßen daher immer wieder auf politischen Widerstand im Land. Doch der russische Staatskonzern hält unbeirrt an seinen Zielen fest.

Wird die Politik aber einmal außen vorgelassen, so bietet die Aktie Potenziale. Und zwar mit oder ohne Nord Stream 2.